Das nationalsozialistische Erbe im österreichischen Skisport
Die Geschichte eines Gedächtnisverlusts
GeoComPass SALZBURG Dienstag, 21. Jänner 2025, 19.30 Uhr Dr. Andreas Praher (Universität Salzburg)
Das nationalsozialistische Erbe im österreichischen Skisport. Die Geschichte eines Gedächtnisverlusts Wiewohl der österreichische Skisport in den letzten Jahren in eine erhebliche Krise gerutscht ist und die Zeiten der Dominanz des ÖSV im internationalen Vergleich der Vergangenheit angehören – Alpinskifahren bleibt unverändert ein Identifikationsfaktor. Wenn die Eliten alljährlich im Jänner zu den angesagten Rennen von Kitzbühel strömen, sind sie sich der dunklen Vergangenheit des alpinen Wintersports während der NS-Zeit bewusst? Der alpine Skisport spielte eine zentrale Rolle für den Nationenbildungsprozess der Zweiten Republik und bis heute ist der Skisport in Österreich eine nationale Angelegenheit höchsten Ranges. Medial inszenierte Ski-Ikonen dienen als Rollenvorbilder der Tourismusindustrie. Sportfunktionär:innen und staatstragende Politiker:innen machen es sich zur Aufgabe, den Skisport als die nationale Sportart darzustellen und Österreichs hegemoniale Rolle darin zu betonen. Im Sog dieser operettenhaften Darstellung haben sich Mythen und männlich dominierte Heldengeschichten im scheinbar unschuldigen Weiß des immer künstlicher werdenden Schnees eingeschrieben. Auf diese Weise füttert die Illusion einer schneeüberzogenen idyllischen Parallelwelt seit über 100 Jahren wirkungsmächtig die "Ski-Nation" Österreich – eine Nation ohne Gedächtnis.
© Foto Referent: Praher
© Foto Vortrag: Praher – Stadtarchiv Dornbirn